
Ist eine Kita immer besser als eine Kindertagespflege?
Da wir auf eine langjährige Arbeit und die dazugehörige Erfahrung als Erzieher:innen in verschiedensten Kindergärten und Betreuungseinrichtungen zurückblicken können, haben wir verschiedenste Eindrücke und Ansichten bezüglich der bestmöglichsten pädagogischen Frühbildung bei Kleinkindern erarbeitet.
In einer selbstständigen Kindertagespflege innerhalb einer Großtagespflege gestaltet sich der Alltag für Kinder oft ruhiger, persönlicher und individueller als in einer klassischen Kita. Viele Alltagssituationen zeigen deutlich, warum sich diese Betreuungsform aus pädagogischer Sicht als besonders wirksam erweist. Es folgen einige Beispiele die weder bestimmte Einrichtungen bevorteilen oder benachteiligen sollen. Diese entsprechen lediglich unseren persönlichen Erfahrungen:
Bezugsperson & Bindung:
Während in Kitas oft ein hoher Betreuungsschlüssel herrscht und Erzieher*innen zwischen vielen Kindern wechseln müssen, bleiben die Kinder in der Großtagespflege über den gesamten Tag bei denselben Bezugspersonen. Diese enge, konstante Beziehung ermöglicht tiefere Bindung und damit auch emotionales Vertrauen – ein Fundament für gesunde Entwicklung.
Alltagssituationen als Lernfeld:
In einer Kita ist der Alltag stärker durchgetaktet: Frühstück, Morgenkreis, Angebote – alles nach Zeitplan, oft mit über 20 Kindern pro Gruppe. In der Großtagespflege hingegen gibt es mehr Raum für spontane Bedürfnisse: Wenn ein Kind länger frühstücken möchte oder lieber erst bauen statt basteln will, wird darauf eingegangen. Das fördert Selbstbestimmung und reduziert Stress.
Zuverlässigkeit und Selbstständigkeit:
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Zuverlässigkeit der Betreuung. Als selbstständige Tagespflegepersonen bringen wir ein hohes Maß an Eigenverantwortung, Disziplin und persönlichem Engagement mit. Wir wissen, dass viele Eltern auf eine konstante Betreuung angewiesen sind – und genau diese Verlässlichkeit ist für uns selbstverständlich. Ausfälle durch Personalmangel, wie sie in Kitas häufig vorkommen, gibt es bei uns praktisch nicht. Spontane Ausfälle wegen Krankheit oder Personalengpässen kommen äußerst selten vor.
Diese Verbindlichkeit entsteht nicht durch äußeren Druck, sondern durch unsere persönliche Haltung: Wir führen unsere Betreuung eigenverantwortlich und mit dem Bewusstsein, dass die Familien sich auf uns verlassen. Für viele Eltern ist das ein spürbarer Unterschied im Alltag – weniger Unsicherheit, mehr Stabilität.
Sprache und Interaktion:
Sprachförderung passiert im Kleinen. Während in einer Kita das einzelne Kind in der Gruppendynamik schnell „untergeht“, kann die Tagespflegeperson in der KTP bewusst auf sprachliche Signale eingehen. Beim Wickeln, Anziehen oder Spielen wird mit dem Kind im Dialog gesprochen, Fragen gestellt, Handlungen kommentiert – echte Sprachanlässe im Alltag.
Rituale und Verlässlichkeit:
Auch Rituale wirken in kleinen Gruppen intensiver. In der Kita kann ein gemeinsamer Morgenkreis bei 20 Kindern unruhig verlaufen, oft ohne dass jedes Kind wirklich gesehen wird. In der KTP erleben Kinder Rituale als gemeinschaftsstiftend: Sie dürfen sprechen, sich zeigen, werden gehört. Diese Erlebnisse stärken das Gemeinschaftsgefühl und das Selbstbewusstsein.
Elternarbeit:
In der Großtagespflege ist die Zusammenarbeit mit den Eltern direkter. Tägliche Tür-und-Angel-Gespräche oder auch gemeinsame Reflexionen über die Entwicklung des Kindes finden ohne Zeitdruck statt. In vielen Kitas bleibt dafür kaum Raum – das Kind wird abgegeben und abgeholt, oft begleitet von Hektik und Zeitknappheit.
Was sich daraus schließt:
Die selbstständige Kindertagespflege in der Großtagespflege schafft einen Rahmen, in dem Kinder wirklich gesehen werden – nicht als Teil einer großen Gruppe, sondern als kleine Persönlichkeiten mit eigenen Bedürfnissen. Der pädagogische Alltag ist geprägt von Nähe, Ruhe und echter Zuwendung – Dinge, die im hektischen Kita-Alltag leicht verloren gehen können.
---Esra Kartal---